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Hilfe für Betroffene Laut einer Fernseh-Dokumentation lassen sich in Deutschland rund 25 000 Todesfälle pro Jahr auf Behandlungsfehler zurückführen, „damit sterben mehr Menschen durch Ärztepfusch als im Straßenverkehr“, so das Fazit. Das „Private Netzwerk Medizingeschädigter“ will Betroffenen beweisen, dass sie kein Einzelschicksal haben, sie zusammenbringen und Informationen austauschen lassen. Dazu werden kostenlose Unterseiten angeboten. Mehr als 56 600 Klicks zeigen das große Interesse allein an der Website von Elmar Kordes – nicht nur Patienten und Angehörige, sondern auch Ärzte, Krankenschwestern und andere Interessierte nutzen Forum und Gästebuch. Einige Auszüge: „Damit habt Ihr einen menschlichen Meilenstein gelegt ... mir laufen die Tränen ... ich bin total geschockt ... ich bewundere ihre Kraft, ihren Mut und ihre Stärke ... ihr habt mir Mut gemacht ... ich werde kämpfen ... wunderbar dass es so eine Seite gibt“. Über das Internet ist auch das Buch „Anke und Mike“ erhältlich. www.geoffrey-mike.de www.behandlungsfehler-arztpfusch.de Quelle: Südthüringer Zeitung, stz, vom 19.11.2004 zum Artikel: „Mach mich Weg“ und „Ich liebe Dich“ vom gleichen Tag |
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Quelle: Südthüringer Zeitung, STZ, vom 19.11. 2004, Web: www.stz-online.de
Für Elmar Kordes ist es Liebe auf den ersten Blick. „Die heirate ich“, sagt er zu seinem Kumpel, als er 1995 in einem Oberhofer Hotel der Hausdame Anja gegenübersteht. Weil er bekannt dafür ist, das zu erreichen, was er sich in den Kopf setzt, wird ein halbes Jahr später Hochzeit gefeiert, der größte Wunsch nach einem Kind erfüllt sich schnell. Alles verläuft nach Plan, bis eine Toxoplasmose-Infektion festgestellt wird. Kurz darauf sind beim Ultraschall keine Herztöne zu hören, im Klinikum Suhl machen die beiden erste schlechte Erfahrungen. Mit ihrem toten Wunschkind fühlen sie sich völlig allein gelassen, die Geburt erfolgt auf der Toilette, eine Ärztin wirft der Mutter vor, sie solle nicht schreien, das Kind wird im Plastikeimer vorbeigetragen. Einen Tag später bekommt Anja Kordes starke Schmerzen, bei einer Magen-Spiegelung findet sich altes Blut, sie kippt aus dem Rollstuhl – der Tipp bei der Entlassung lautet lediglich, dass beide einen Psychologen aufsuchen sollten. Zuhause sackt die Oberhoferin zusammen und wiederholt: „Ich seh’ dich nicht, aber ich höre dich.“ Mit Verdacht auf Lungenembolie wird sie in die Notaufnahme des Klinikums geliefert. Nach Untersuchungen verkündet ein Arzt den Befund „organisch gesund“ und den Verdacht auf eine Wochenbettpsychose – obwohl ihre Entzündungswerte um das Hundertfache erhöht sind und halbseitige Lähmungen sowie Sehstörungen auftreten. Nachts veranlasst der Chefarzt Prof. Ulrich Retzke die Verlegung ins Fachkrankenhaus Hildburghausen. Elmar Kordes findet seine Frau am nächsten Morgen in der geschlossenen Psychiatrie im Gitterbett wieder. Weil man hier doch eine organische Ursache vermutet, wird sie drei Tage später ins Kreiskrankenhaus gebracht. Bei einer Notoperation kommt den Ärzten eine „übelriechende klebrig-grüne Masse“ aus dem Bauch entgegen – ein Arterien-Verschluss hat große Teile des Dünndarms verfaulen lassen. Anja Kordes wird nach Gera verlegt und liegt sieben Wochen im künstlichen Koma, mehrere Nach-Operationen sind nötig. Ihr Mann fährt täglich zu ihr. Obwohl er sich als „nicht so gläubiger Mensch“ bezeichnet, hält er jedes Mal an der Autobahn-Kirche in Gelmeroda. Er weiß, dass seine Frau ihn trotz Koma bemerkt. In Gera, ebenso wie danach in Stadtroda und Meiningen, erfährt er, dass es in Krankenhäusern „auch wunderbare Menschen gibt“, von Ärzten und Pflegern fühlt er sich „fast schon familiär“ behandelt. Nach dem Erwachen hat seine Frau alle Haare verloren, ihre Muskulatur ist zurückgebildet und das Laufen muss sie neu lernen. Eine Reha-Kur in Bad Liebenstein schließt sich an, Anja Kordes ist erwerbsunfähig, sie leidet an Bewegungsstörungen, Kurzdarm-Syndrom, Tinnitus, Rheuma, Eierstock-Zysten und Schmerzen, fast täglich ist ein Arztbesuch nötig. Ihr Mann begleitet sie ständig, in 26 Wochen ist er etwa 60 000 Kilometer unterwegs, die Hoffnung lässt ihn durchhalten. Abends schreibt er sich „den Kopf sauber“, seine Frau wünscht sich, dass daraus ein Buch entsteht. Es erscheint im Eigenverlag unter den Synonymen Anke und Mike, die Resonanz ist beachtlich. Im Sommer 2000 bestätigt die Schlichtungsstelle Hannover den Behandlungsfehler, die Patientin erhält Schmerzensgeld und Verdienstausfall, doch das Geld nutzt ihr nicht viel: „Mach mich weg“, sagt sie vor Schmerzen. Sie kommt auf die Warteliste für eine Dünndarm-Transplantation, wird künstlich ernährt und am 10. Oktober um 10.37 Uhr erscheint die Nulllinie. „Ich liebe dich“ lauten die letzten Worte an ihren Mann. Vorher hat sie ihm den Auftrag erteilt, „die nötigen Schritte einzuleiten“ – er stellt Strafanzeige wegen fahrlässiger Tötung. Erst im Februar 2003 kommt es zum Verfahren. Gutachter bestätigen, dass Anja Kordes unter anderen Umständen überlebt hätte, Privatgutachten des Professors sagen das Gegenteil. Das Verfahren gegen den Chefarzt wird wegen geringer Schuld eingestellt. „Also keine Verurteilung, aber auch kein Freispruch“, kommentiert der Ehemann. Umso mehr ärgert ihn, dass Retzke über Medienhetzkampagnen schimpft, statt ein Wort des Bedauerns zu äußern. „Anja als gläubige Frau hat immer darauf gewartet, dass jemand auf uns zukommt“, sagt ihr Mann. Für ihn ist „diese Arroganz noch mal ein Schlag ins Gesicht“. Er weiß mittlerweile, dass es viele ähnliche Fälle gibt: Mit dem Vater eines schwerbehinderten Kindes nach Geburtsfehlern betreibt er das „Private Netzwerk Medizingeschädigter“. Nicht aus Ärzte-Hass, wie er betont, sondern um Betroffenen zu helfen – er saß sogar für die Sendung WiSo am Experten-Telefon. Der 44-Jährige wirkt tatsächlich nicht wie ein hasserfüllter Rächer – ruhig und sachlich erzählt er seine Geschichte, sagt nichts ohne Beweis und wiederholt, dass es auch „klasse Menschen“ im Gesundheitswesen gibt. Wie er die Trauer bewältigt? „Sie ist tot, sie kommt nicht wieder“, hat er sich nach der Beerdigung manchmal tausendmal am Tag gesagt, „sonst wäre ich durchgedreht“. Weil es auf die Frage nach dem Warum sowieso keine Antwort gibt. „Ich habe verarbeitet statt verdrängt“. Wie es seine Frau gewünscht hat, lebt er wieder in einer festen Beziehung, das Leben geht weiter. Wobei für ihn der Fall noch nicht abgeschlossen ist, denn im Rahmen des Strafprozesses wurde eine Urkundenfälschung aufgedeckt: Eine Ärztin aus dem Klinikum Suhl hat Protokolle verändert. Dadurch erscheint die Aussage des Chefarztes glaubwürdiger, er habe bei der Verlegung von Anja Kordes auf ihren lebensgefährlichen Zustand hingewiesen. Strafrechtlich kann dagegen wegen Verjährung nicht mehr vorgegangen werden, und die Landes-Ärztekammer erklärt sich als nicht zuständig, weil die Ärztin in ein anderes Bundesland verzogen ist – Elmar Kordes hofft weiterhin auf berufsrechtliche Konsequenzen. Sogar die Thüringer Datenschützer sind involviert, da sie keinen Einblick in Notarzt-Protokolle des Suhler Archivs bekommen, das Landesverwaltungsamt prüft unterschiedliche Aussagen, bei der Hamburger Staatsanwaltschaft läuft ein Verfahren wegen falscher eidesstattlicher Versicherung des Chefarztes: „Das stinkt alles zum Himmel“, sagt der 44-Jährige. Einmal im Jahr erinnert er mit Zeitungs-Anzeigen an das Schicksal seiner Frau: Zum Todestag am 10. Oktober, verbunden mit Zitaten wie „Ich kämpfe weiter“ oder „Ich will die Wahrheit“. Als Mahnung für Mediziner. „Sie sollen sich erinnern, warum sie Arzt geworden sind.“ Dass er so kämpferisch ist, hat er seiner Frau zu verdanken, sagt der Oberhofer – trotz der schrecklichen Erlebnisse erinnert er sich gern an die Zeit mit ihr zurück. Immer verbunden mit dem Gedanken an sein Ziel: „Ich will am Grab sagen können, ich habe alles versucht.“ Und weil er bekannt dafür ist, das zu erreichen, was er sich in den Kopf setzt, betont Elmar Kordes: „Da komme ich auch hin.“ |
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Freies Wort vom 26. Juni 2004 Rätselhafter
Tod des Sohnes im Neuhäuser Krankenhaus ließ Eltern nicht
ruhen VON
GEORG SCHMIDT |
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Freies
Wort vom 11.03.2004
Zum Thüringer Datenschutzbericht Langsames Erwachen Von
Georg Grünewald |
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Zu viele Fragen - Thüringer Allgemeine vom 11. März 2004 - Eberhardt Pfeiffer 21
gravierende Verstöße gegen den Datenschutz listet der Bericht
der Landesbeauftragten Silvia Liebaug für die vergangenen zwei
Jahre auf. Der jüngste Datenschutzbericht, der gestern vorgestellt wurde, listet dennoch eine ganze Reihe ernster Verstöße auf........... Vielleicht
aus diesem Grunde ging sie gestern in die Offensive und forderte, nach
dem jüngsten Karlsruher Urteil zum Großen Lauschangriff
auch die Thüringer Gesetze über die Arbeit der Polizei und
des Verfassungsschutzes "auf den Prüfstand" zu stellen.
Eine für die
Amtsinhaberin bemerkenswert scharfe Formulierung, die für die nächsten
zwei Jahre reichen muss. |
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Freies
Wort, 11.März 2004 - von Eike Kellermann INTERVIEW
MIT SILVIA LIEBAUG 11.03.2004 Silvia Liebaug: Ich nehme die Kontrollrechte wahr, da ist es egal, ob es um eine Gemeinde oder ein Ministerium geht. Die
Thüringer Datenschutzbeauftragte Silvia Liebaug stellte am Mittwoch,
10. März 2004, ihren 5. Tätigkeitsbericht vor. Wir sprachen
mit ihr über den mutmaßlichen Skandal im Suhler Rettungswesen,
die Überwachung des Rennsteigtunnels und über ihr Bild in
der Öffentlichkeit. Als
gravierendsten Fall nennen Sie in Ihrem aktuellen Bericht die Weigerung
der Stadt Suhl, Datenschützer in Unterlagen des Rettungswesens
Einsicht nehmen zu lassen. Was werden sie deshalb unternehmen? Was
werden Sie tun? DATENSCHUTZBERICHT
ERFURT
Das Thüringer Polizeiaufgabengesetz und das Verfassungsschutzgesetz
des Landes müssen auf den Prüfstand. Zu dieser Auffassung
ist die Thüringer Datenschutzbeauftragte Silvia Liebaug gelangt.
Konkret müssten Datenerhebungen in Wohnungen und nachrichtendienstliche
Aktivitäten in Wohnungen überprüft werden, sagte
Liebaug am Mittwoch in Erfurt anlässlich der Vorstellung des 5.
Thüringer Datenschutzberichts. Den gravierendsten Datenschutz-Verstoß sieht Liebaug im Umgang mit Notarzt-Protokollen im Rettungsdienstbereich Suhl. Die Stadt habe den Datenschützern Unterlagen vorenthalten. Zurzeit sei hier ein Rechtsstreit anhängig. Die
Zunahme der Beanstandungen gegenüber dem vorherigen Datenschutzbericht
führt Liebaug auf verstärkte Kontrollen zurück. |
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*Freies Wort vom 03.03.2004 von Georg Vater STREIT
UM AKTENEINSICHT Mit
einer Klage gegen den Freistaat Thüringen hat die Stadt Suhl auf
die Forderung der Landesbeauftragten für den Datenschutz reagiert,
nach offenbar festgestellten Unregelmäßigkeiten bei der Anfertigung
von Notarztprotokollen Einsicht in Unterlagen und Patientendaten zu
erlangen. |
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